Als mich Michael Gerdes Anfang 2014 anfragte, ob ich sein neues Hörspiel als Komponist begleiten könnte, war meine erste Reaktion eigentlich eine Absage – zu eng der schon gesteckte Zeitplan, einfach kein Platz mehr. Doch trotzdem faszinierte mich die persönliche Hintergrund-Geschichte des Projektes. Ich bekam das Skript zu lesen, bevor die Produktion begonnen hatte, tauchte in die Gedankenwelt, Symbolik, besondere Erzählung ein, führte interessante Gespräche mit Michael… und schon war ich irgendwie mit dabei. Ich versprach, dass ich zumindest versuchen wollte, das Projekt mit Musik zu unterstützen, wenn das Hörspiel dann produziert würde und vergaß es dann wieder für einige Monate. Doch schließlich kam der Zeitpunkt und es wurde ernst, das Hörspiel näherte sich der Fertigstellung und was fehlte, war eben nur noch die Musik. Ich musste eine Entscheidung treffen („Ja“ oder „Nein“?) und begann also, mir das fast fertige Material anzuhören. Wunderbarer Weise passierte genau das, was ich gehofft hatte: Vor meinem Inneren Ohr begann sich nach und nach, wie von selbst, eine musikalische Welt aus dem Nebel zu schälen. Ich bekam ein Gefühl dafür, was ich für das Hörspiel machen wollen würde und welche Klangästhetik sich mit fast aufdrängte.
Ich telefonierte also wieder einmal mit Michael und stellte erfreut fest, dass wir offenbar ziemlich ähnliche Gedanken im stillen Kämmerlein entwickelt hatten. So stellten wir uns beide eine Untermalung gänzlich ohne orchestrale Klangfarben vor, mit fast ausschließlich synthetischem Instrumentarium. Das war der Punkt, an dem ich auch nicht mehr zurück konnte, ich musste es machen. 2 Monate hatte ich Zeit, den Score „nebenher“, nach der regulären Arbeit zu komponieren. Das war nicht immer leicht und verlangte manch späten Abend nicht wenig Disziplin und Selbstmotivation. Doch gerade das machte die Arbeit an diesem Hörstück so intensiv und intuitiv.
An 705 gefällt mir besonders das Spiel mit dem Hintersinn, der Doppelbödigkeit und dem ausgiebigem Betreten der Meta-Ebene. Nichts ist wirklich so wie es scheint und doch funktioniert das Hörspiel irgendwie auf ganz verschiedenen Ebenen auf unterschiedliche Weise. Der Hörer kann für sich eine eigene Interpretation finden und auf die Suche nach Hinweisen gehen, immer wieder neues entdecken.
Und das wollte ich auch in meiner Musik transportieren – ein Spiel mit Affekt und Effekt, Unter- und Bewusstsein, Ein- und Zweideutigkeit.
Mit dem nun erschienen Soundtrack (vorzüglich eingekleidet von meinem lieben Kollegen und Multi-Talent Sven Matthias) darf ich das geneigte Publikum einladen, eine Reise durch „Sieben-Null-Fünf“ anzutreten und sich vielleicht für einen kostbaren Moment aus dem Alltag abzukoppeln. Im ganzen Werk sind viele Kleinigkeiten versteckt, die darauf warten, entdeckt zu werden.
Im Vergleich zur Musik, die im Hörspiel zu hören war, ist die Musik dieses Albums außerdem größtenteils überarbeitet worden und durch zusätzliche Stücke ergänzt.
Ich wünsche viel Freude!
Geposted am 7. August 2015